Durch die steigenden Anforderungen vor allem im Bereich Tierwohl wird immer deutlicher, dass für ein Rundum-Wohlbefinden an mehreren Stellschrauben zu drehen ist. So lässt sich ein unkupierter Schwanz nicht nur mit viel Beschäftigungsmaterial und ausgeklügeltem Fütterungskonzept intakt halten, auch die Lüftung trägt ihren Teil dazu bei.

Lesen Sie dazu einen Praxisbericht unseres Betriebsberaters Jacob Meyer.

 

Grundsätzlich stellt man fest, dass in sehr vielen Ställen die Lüftung optimiert werden kann. Es spielt keine Rolle, welche Produktionsstufe man betrachtet, denn die Optimierungsansätze sind gleich bzw. sehr ähnlich. Das richtige Einstellen der Technik ist leicht umzusetzen, aber entscheidender ist die Luftführung.
Im Abteil ist es entscheidend, dass sämtliche Löcher und Öffnungen, welche nicht mit der Zu- oder Abluftführung in Verbindung stehen, geschlossen sind. Denn durch diese Öffnungen wird Fehlluft an- bzw. abgesaugt. Diese führt zu Zugluft oder unzureichendem Luftaustausch. Eine gleichmäßige Verteilung mit konstanter Geschwindigkeit ist essenziell, um ein gutes Klima zu erreichen.

 

Mittels einer Wärmebildkamera können undichte Stellen dargestellt werden. In diesem Bild zieht kalte Luft zwischen Ende des Luftkanals und Abteilwand durch.
 

Ungewollt hat oft der Wind den größten Einfluss auf die Luftrate. Er kann entweder Luft in den Stall drücken oder auch heraussaugen und so kann aus einer Unterdrucklüftung innerhalb von Sekunden eine Überdrucklüftung werden. Somit kann die Luftmenge, welche in den Stall gelangt, nicht mehr von der Lüftungssteuerung geregelt werden. Es kommt zu Zugluft und Temperaturschwankungen, die das Wohlbefinden der Tiere negativ beeinflussen.

Dass allein die Änderung der Zuluft-Führung zur Lösung des Problems beitragen kann, wird am Beispiel eines unserer Kunden deutlich. Dieser berichtete von permanenten Schwanzverletzungen durch Beißen der Artgenossen. Das Problem trat in allen Altersstufen der Mast auf, vor allem aber am Ende der Mittelmast und über die gesamte Endmast.
Der Doppelkammstall steht in exponierter Lage auf einer Erhöhung und hat keinerlei Schutz durch Bewaldung, Hügel, Bebauung oder ähnliches. Verbaut ist eine Schlitzganglüftung. Im Rahmen eines Lüftungschecks wurde der Stall mit einer Nebelmaschine ausgenebelt und sämtliche Schwachstellen mit Hilfe einer Wärmebildkamera und eines CO2- Messgerätes ermittelt. Durch das Gespräch mit dem Betriebsleiter und den gewonnenen Erkenntnissen aus dem Lüftungscheck wurde klar, dass das Problem von der Zuluft-Führung kommt. Die Zuluft wird über die Traufe in den Dachraum gesaugt. Von dort gelangt sie über die Schächte der Schlitzganglüftung in den Gang der einzelnen Abteile. Auffallend war, dass die Stallseite, welche zur Hauptwindrichtung steht, immer mehr Verletzungen aufwies als die andere. Der Grund dafür ist, dass der Wind die Luft in den Dachraum und von dort aus durch die nach oben offenen Schlitzkanäle direkt ins Abteil drückt. Somit ist aus einer Unterdrucklüftung eine Überdrucklüftung geworden und die Luftführung ist nicht mehr steuerbar.

 

Wind drückt an die Stallwand und mit hohem Druck in den Dachraum, von dort gelangt die Luft direkt in die Abteile. Somit wird Steuerung der Luftrate im Abteil über die Ventialtoren umgangen.

Bei der Sonne ausgesetzten Ställen wird im Sommer heiße, bodennahe Luft angesaugt.

 

Durch eine einfache bautechnische Änderung an der Außenwand direkt unterhalb der Traufe konnte der Windeinfluss deutlich reduziert werden. Der benötigte Zuluftquerschnitt wurde berechnet und anhand dieser Fläche ist ein Bohlen, welcher so breit wie die Traufe ist, in entsprechendem Abstand montiert worden und das Problem wurde sofort deutlich besser.

 

Durch ein Brett wird der Einfluss des Windes begrenzt. Außerdem wird im Hochsommer keine bodennahe, warme Luft angesaugt, sondern kühlere Luft aus höheren Schichten.
 

Wie das Schema deutlich darstellt, gelangt der Wind, welcher an die Außenwand trifft nicht mit in den Dachraum, sondern wird wieder weggeleitet. Der Wind, der eintritt wird durch das Umleiten über die Wand zusätzlich gebremst.

 

Ein einfaches Brett verhindert Windanfälligkeit und ist leicht zu montieren. Im Zuge dieser Maßnahme sollte der Zuluftquerschnitt berechnet werden, er darf nicht größer als nötig sein.
 

Bei Fragen zu Lüftungschecks, den Berechnungsgrundlagen und Details zum Lüftungsumbau können Sie gerne Jacob Meyer telefonisch (0151 44 355 766) oder per email kontaktieren.